Regeln als Anlass, um Prozesse zu verbessern

Compliance soll die Digitalisierung beschleunigen

Vorschriften kann man als Belastung und Hemmnis sehen – aber auch als Anlass, um endlich schlechte Prozesse zu digitalisieren, sagt Ari Albertini, CEO von FTAPI.

Von Nicolas A. Zeitler

Immer mehr Vorschriften: Bremst das nicht IT-Innovation und lässt die Kosten in die Höhe schnellen? Für Ari Albertini, CEO von FTAPI, ist klar: Auf die zunehmenden Gefahren aus dem Cyber-Raum und die hohen Folgeschäden für Unternehmen könne der Gesetzgeber nur mit neuen Regeln reagieren.

Dass immer neue Regeln – etwa welche Daten mit wem über welche Schnittstelle geteilt werden dürfen – Unternehmen belasten, erkennt Albertini an. Eine der größten Herausforderungen sei, dass es „Widersprüche zwischen einzelnen Regeln gibt“, sagt er. Allerdings plädiert Albertini dafür, das Positive am Compliance-Druck zu sehen. „Darin steckt großes Potenzial. Wenn man Regeln sauber und smart umsetzt und auch nutzt, um Veränderungen voranzutreiben, steht ein Unternehmen nachher besser da“, sagt er.

Vorschriften smart umsetzen bedeutet für ihn in vielen Fällen: Prozesse konsequent digitalisieren oder schon digitale Prozesse modernisieren – und dabei „mehr als nur das Minimum zu tun“. Ein einfaches Beispiel: Natürlich könne man Vorgaben für Passwörter im Unternehmen durchsetzen. „Man kann sich aber auch überlegen, ob man überhaupt noch Passwörter braucht oder ob man zum Beispiel Yubikeys verteilt“, sagt Albertini. Dann authentifizieren sich die Beschäftigten künftig mit Hardware-Tokens statt komplexe Kombinationen aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen einzutippen. Gewinn für das Unternehmen: Niemand schreibt mehr Tickets wegen eines vergessenen Passworts.

Strategisch digitalisieren: Wo werde ich besser als Wettbewerber?

Albertini rät IT-Verantwortlichen beim Digitalisieren dazu, gezielt dort anzusetzen, wo sie sich besser als ihre Wettbewerber aufstellen könnten. Ein Ansatzpunkt, der sich oft anbiete: Überlappungen zwischen Regeln auszunutzen. Wer Überschneidungen bei Vorschriften erkenne, könne durch Digitalisierung mit einem Schlag die Compliance mit einem ganzen Strauß von Vorschriften sicherstellen und erfülle bestenfalls sogar schon künftige Regeln.

Ari Albertini mahnt im Umgang mit Compliance-Druck zur Gelassenheit. Das sei wie im Straßenverkehr: Wer am Steuer eines Autos sitzt, nehme eine einzelne rote Ampel oft als Behinderung wahr. „Aber auf die lange Strecke zeigt sich, dass es doch gut ist, dass es Regeln gibt.“

Ari Albertini, FTAPI

Nicht über immer mehr Vorschriften klagen, sondern sie als Anlass zum Digitalisieren nehmen, lautete der Appell von Ari Albertini, CEO von FTAPI, bei CIOmatch @ it-sa. (Foto: Paula Vogt)